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  Cäsar Kapitel 11-15 15.12.2024 07:42 (UTC)
   
 
Kapitel11:
(1) Die Helvetier hatten bereits ihre Scharen durch den Engpaß und das
 
Gebiet der Sequaner hindurchgeführt, waren ins Gebiet der Häduer gelangt 
und verwüsteten deren Äcker.

(2) Da die Häduer sich und das Ihrige vor ihnen nicht schützen konnten, 
schicken sie Gesandte zu Caesar, um Hilfe zu erbitte;

(3) So hätten sie sich jederzeit um das römische Volk verdient gemacht, daß 
beinahe im Angesicht unseres Heeres die Äcker nicht hätten verwüstet 
werden, ihre Kinder nicht hätten in die Sklaverei weggeführt werden und die 
Städte nicht hätten erobert werden dürfen.

(4) Zu derselben Zeit teilen die Ambarrer, Schützlinge und Blutsverwandte 
der Häduer, Caesar mit, daß sie nach Verwüstung ihrer Fluren nicht leicht 
von ihren Städten den Ansturm der Feinde fernhalten.

(5) Ebenso flüchten sich die Allobroger, die jenseits der Rhone Dörfer und 
Ländereien besaßen, zu Caesar und tuen dar, daß ihnen außer ihrem Grund und 
Boden ihres Landes nichts übrig sei.

(6) Durch diese Mitteilungen bewogen, sagte sich Caesar, daß er nicht 
warten dürfe, bis die Helvetier nach Vernichtung der gesamten Habe seiner 
Bundesgenossen ins Gebiet der Santoner gelangten. 


Helvetii iam per angustias et fines Sequanorum suas copias traduxerant et in Haeduorum fines pervenerant eorumque agros populabantur. Haedui, cum se suaque ab iis defendere non possent, legatos ad Caesarem mittunt rogatum auxilium: ita se omni tempore de populo Romano meritos esse ut paene in conspectu exercitus nostri agri vastari, liberi [eorum] in servitutem abduci, oppida expugnari non debuerint. Eodem tempore quo Haedui Ambarri, necessarii et consanguinei Haeduorum, Caesarem certiorem faciunt sese depopulatis agris non facile ab oppidis vim hostium prohibere. Item Allobroges, qui trans Rhodanum vicos possessionesque habebant, fuga se ad Caesarem recipiunt et demonstrant sibi praeter agri solum nihil esse reliqui. Quibus rebus adductus Caesar non expectandum sibi statuit dum, omnibus, fortunis sociorum consumptis, in Santonos Helvetii pervenirent. 



Kapitel12:
(1) Es gibt den Fluß Arar, der durch das Land der Häduer und Sequaner der
Rhone zufließt in unglaublicher Langsamkeit, so daß man mit den Augen nicht
beurteilen kann, nach welcher Seite er fließt. Die Helvetier waren gerade
dabei, ihn auf Flößen und zusammengekoppelten Kähnen zu überschreiten.

(2) Sobald Caesar durch Kundschafter erfuhr, daß die Helvetier bereits drei
Viertel ihrer Streitkräfte über diesen Fluß geführt hatten, daß etwa ein
Viertel noch diesseits der Saone übrig sei, gelangte er, noch während der
dritten Nachtwache mit drei Legionen auf dem Lager aufgebrochen seiend, zu
dem Teile, der noch nicht den Fluß überschritten hatte.

(3) Er griff sie, die nicht kampfbereit und ahnungslos waren, an und machte
einen großen Teil von ihnen nieder; die Übrigen flohen und verbargen sich
in den nächsten Wäldern.

(4) Dieser Gau hieß Tigurinischer: denn die gesamte helvetische Bevölkerung
zerfällt in vier Gaue.

(5) Dieser eine Gau hatte, als er die Heimat zur Zeit unserer Väter
verlassen hatte, den Konsul Lucius Cassius getötet und sein Heer unters
Joch geschickt.

(6) So mußte, sei es durch Zufall oder nach dem Ratschluß der unsterblichen
Götter, derjenige Teil der helvetischen Bevölkerung, der dem römischen
Volke eine empfindliche Niederlage beigebracht hatte, zuerst büßen.

(7) Dabei rächte Caesar nicht nur staatliches, sondern auch privates
Unrecht, weil seines Schwiegervaters Lucius Piso Großvater, den Legaten
Lucius Piso, die Tiguriner in demselben Treffen wie den Cassius getötet
hatten.


Flumen est Arar, quod per fines Haeduorum et Sequanorum in Rhodanum influit, incredibili lenitate, ita ut oculis in utram partem fluat iudicari non possit. Id Helvetii ratibus ac lintribus iunctis transibant. Ubi per exploratores Caesar certior factus est tres iam partes copiarum Helvetios id flumen traduxisse, quartam vero partem citra flumen Ararim reliquam esse, de tertia vigilia cum legionibus tribus e castris profectus ad eam partem pervenit quae nondum flumen transierat. Eos impeditos et inopinantes adgressus magnam partem eorum concidit; reliqui sese fugae mandarunt atque in proximas silvas abdiderunt. Is pagus appellabatur Tigurinus; nam omnis civitas Helvetia in quattuor pagos divisa est. Hic pagus unus, cum domo exisset, patrum nostrorum memoria L. Cassium consulem interfecerat et eius exercitum sub iugum miserat. Ita sive casu sive consilio deorum immortalium quae pars civitatis Helvetiae insignem calamitatem populo Romano intulerat, ea princeps poenam persolvit. Qua in re Caesar non solum publicas, sed etiam privatas iniurias ultus est, quod eius soceri L. Pisonis avum, L. Pisonem legatum, Tigurini eodem proelio quo Cassium interfecerant. 




Kapitel13:
(1) Nachdem dieses Treffen stattgefunden hatte, läßt Caesar, um die übrigen 
Scharen der Helvetier einholen zu können, eine Brücke über den Arar 
schlagen uind führt so sein Heer herüber.

(2) Die Helvetier, durch sein plötzliches Erscheinen beeindruckt, da sie 
einsahen, daß das, was sie selbst in zwanzig Tagen nur mit größter Mühe 
fertiggebracht hatten, daß sie nämlich den Fluß überschritten, jener an 
einem Tage geschafft hatte, schicken Gesandte zu ihm; dieser Gesandtschaft 
Führer war Divico, der im Kriege mit Cassius Führer der Helvetier gewesen 
war.

(3) Dieser verhandelte folgendermaßen mit Caesar: Wenn das römische Volk 
mit den Helvetiern Frieden schließe, so würden die Helvetier dorthin ziehen 
und dort sich aufhalten, wo Caesar sie ansiedele und wünsche, daß sie sich 
aufhielten:

(4) suche er sie aber weiterhin mit Krieg heim, so möge er sowohl des alten 
Mißgeschickes des römischen Volkes als auch der alten Tapferkeit der 
Helvetier gedenken.

(5) Wenn er unversehens einen einzigen Gau angegriffen, da diejenigen, die 
den Fluß überschritten hätten, den ihrigen keine Hilfe bringen konnten, so 
solle er deswegen entweder nicht stolz auf seine Tätigkeit sein oder sie 
selbst geringschätzen.

(6) Sie hätten es so von ihren Vätern und Ahnen gelernt, daß sie mehr mit 
Tapferkeit kämpften als sich auf List oder Hinterhalt verließen.

(7) Deshalb solle er nicht Veranlassung geben, daß der Ort, wo sie stünden, 
von einer Niederlage des römischen Volkes einen Namen erhalte und die 
Erinnerung daran überliefere


Hoc proelio facto, reliquas copias Helvetiorum ut consequi posset, pontem in Arari faciendum curat atque ita exercitum traducit. Helvetii repentino eius adventu commoti cum id quod ipsi diebus XX aegerrime confecerant, ut flumen transirent, illum uno die fecisse intellegerent, legatos ad eum mittunt; cuius legationis Divico princeps fuit, qui bello Cassiano dux Helvetiorum fuerat. Is ita cum Caesare egit: si pacem populus Romanus cum Helvetiis faceret, in eam partem ituros atque ibi futuros Helvetios ubi eos Caesar constituisset atque esse voluisset; sin bello persequi perseveraret, reminisceretur et veteris incommodi populi Romani et pristinae virtutis Helvetiorum. Quod improviso unum pagum adortus esset, cum ii qui flumen transissent suis auxilium ferre non possent, ne ob eam rem aut suae magnopere virtuti tribueret aut ipsos despiceret. Se ita a patribus maioribusque suis didicisse, ut magis virtute contenderent quam dolo aut insidiis niterentur. Quare ne committeret ut is locus ubi constitissent ex calamitate populi Romani et internecione exercitus nomen caperet aut memoriam proderet. 




Kapitel14:
(1) Diesen antwortete Caesar folgendermaßen: Umso weniger gebe es für ihn 
Bedenken, weil er das, was die helvetischen Gesandten erwähnt hätten, noch 
im Gedächtnis habe, und er empfinde es um so schmerzlicher, je weniger es 
sich durch das Verschulden des römischen Volkes ereignet habe:

(2) wenn sich dieses nämlich irgendeines Unrechts bewußt gewesen wäre, so 
wäre es nicht schwer gewesen, auf der Hut zu sein; aber darin habe es sich 
getäuscht, insofern es wieder einsehe, daß von ihm etwas begangen sei, 
weshalb es sich zu fürchten habe, noch glaube, ohne Grund zu fürchten zu 
sein.

(3) Wenn er aber auch die alte Schmach vergessen wolle, könne er etwa auch 
die Erinnerung an die eben erst verübten Gewalttätigkeiten, daß sie gegen 
seinen Willen gewaltsam versucht hätten, durch die Provinz zu ziehen, daß 
sie die Häduer, daß sie die Ambarrer und daß sie die Allobroger heimgesucht 
hätten, aus seinem Gedächtnisse tilgen?

(4) Wenn sie sich ihres Sieges so ungebührlich rühmen und wenn sie sich 
wunderten, daß sie so lange straflos mit ihren Gewalttätigkeiten 
durchgekommen seien, so weise das gleichfalls darauf hin.

(5) Die unsterblichen Götter seien es nämlich gewöhnt, damit Menschen um so 
heftigeren Schmerz infolge eines Wechsels ihres Geschicks empfänden, 
denjenigen, die sie für ihre Ruchlosigkeit büßen lassen wollten, bisweilen 
größeres Glück und längere Straflosigkeit zu bewilligen.

(6) Obgleich dem so sei, werde er dennoch mit ihnen Frieden schließen, wenn 
Geiseln von ihnen ihm gestellt würden, damit er einsehe, daß sie das, was 
sie versprächen, tun würden, und wenn sie den Häduern für die 
Gewalttätigkeiten, die sie ihnen selbst und ihren Bundesgenossen zugefügt 
hätten, ebenso wenn sie den Allobrogern Genugtuung leisteten.

(7) Divico antwortete: So seien die Helvetier von ihren Vorfahren 
unterwiesen worden, daß sie Geiseln anzunehmen, nicht zu stellen gewohnt 
seien: dessen sei das römische Volk Zeuge. Nachdem er diese Antwort gegeben 
hatte, ging er weg. 


His Caesar ita respondit: eo sibi minus dubitationis dari, quod eas res quas legati Helvetii commemorassent memoria teneret, atque eo gravius ferre quo minus merito populi Romani accidissent; qui si alicuius iniuriae sibi conscius fuisset, non fuisse difficile cavere; sed eo deceptum, quod neque commissum a se intellegeret quare timeret neque sine causa timendum putaret. Quod si veteris contumeliae oblivisci vellet, num etiam recentium iniuriarum, quod eo invito iter per provinciam per vim temptassent, quod Haeduos, quod Ambarros, quod Allobrogas vexassent, memoriam deponere posse? Quod sua victoria tam insolenter gloriarentur quodque tam diu se impune iniurias tulisse admirarentur, eodem pertinere. Consuesse enim deos immortales, quo gravius homines ex commutatione rerum doleant, quos pro scelere eorum ulcisci velint, his secundiores interdum res et diuturniorem impunitatem concedere. Cum ea ita sint, tamen, si obsides ab iis sibi dentur, uti ea quae polliceantur facturos intellegat, et si Haeduis de iniuriis quas ipsis sociisque eorum intulerint, item si Allobrogibus satis faciunt, sese cum iis pacem esse facturum. Divico respondit: ita Helvetios a maioribus suis institutos esse uti obsides accipere, non dare, consuerint; eius rem populum Romanum esse testem. Hoc responso dato discessit. 




Kapitel15:
(1) Am folgenden Tage brechen die Helvetier von diesem Platze auf. Das 
gleiche tut Caesar, und er schickt die gesamte Reiterei, an Zahl etwa 4 000 
Mann, die er aus der gesamten Provinz und den Ländern der Häduer und ihrer 
Bundesgenossen zusammengezogen hatte, voraus, die sehen soll, nach welchen 
Seiten die Feinde ziehen.

(2) Diese, der Nachhut zu hitzig nachgesetzt habend, geraten auf 
ungünstigem Gelände mit der Reiterei der Helvetier ins Gefecht, und nur 
einige wenige von den Unsrigen fallen.

(3) Durch dieses Treffen übermütig gemacht, weil sie mit nur 500 Reitern 
eine so große Menge von Reitern geworfen hatten, begannen sie, mit größerer 
Kühnheit von Zeit zu Zeit haltzumachen und mit ihrer Nachhut die Unsrigen 
zum Kampfe herauszufordern.

(4) Caesar hielt seine Leute von einem Kampfe zurück und begnügte sich für 
den Augenblick damit, den Feind an Räubereien, Streifzügen nach Futter und 
Verwüstungen zu hindern.

(5) Etwa 15 Tage marschierte man in der Weise, daß zwischen der Nachhut der 
Feinde und unserer Vorhut nicht mehr als fünf oder sechs Meilen 
Zwischenraum war.


Postero die castra ex eo loco movent. Idem facit Caesar equitatumque omnem, ad numerum quattuor milium, quem ex omni provincia et Haeduis atque eorum sociis coactum habebat, praemittit, qui videant quas in partes hostes iter faciant. Qui cupidius novissimum agmen insecuti alieno loco cum equitatu Helvetiorum proelium committunt; et pauci de nostris cadunt. Quo proelio sublati Helvetii, quod quingentis equitibus tantam multitudinem equitum propulerant, audacius subsistere non numquam et novissimo agmine proelio nostros lacessere coeperunt. Caesar suos a proelio continebat, ac satis habebat in praesentia hostem rapinis, pabulationibus populationibusque prohibere. Ita dies circiter XV iter fecerunt uti inter novissimum hostium agmen et nostrum primum non amplius quinis aut senis milibus passuum interesset. 
 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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