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Kapitel6:
(1) Es gab im ganzen nur zwei Wege, auf denen die Helvetier die Heimat verlassen konnten, einen durch das Gebiet der Sequaner, schmal und beschwerlich, zwischen dem Jura und der Rhone, wo die Karren kaum einzeln fahren konnten; ein sehr hoher Berg aber hing herüber, so daß mit Leichtigkeit sehr wenige sperren konnten;
(2) der andere, durch unsere Provinz, viel leichter und bequemer deswegen, weil zwischen dem Lande der Helvetier und dem der Allobroger, die unlängst erst bezungen worden waren, die Rhone fließt und diese an einigen Stellen durch eine Furt überschritten wird.
(3) Die letzte Stadt der Allobroger und nächste dem Helvetiergebiete ist Genf. Aus dieser Stadt führt eine Brücke zu den Helvetiern. Sie würden die Allobroger, so glaubten die Helvetier, entweder überreden, weil sie noch nicht gutgesinnt gegen das römische Volk zu sein schienen, oder mit Gewalt zwingen, daß sie gestatteten, durch ihr Gebiet zu ziehen.
(4) Nachdem alles zum Aufbruch vorbereitet ist, setzen sie einen Tag fest, an dem sich alle am Rhoneufer einfinden sollen. Dieser Tag war der 5. vor den Kalenden des Aprils im Konsulatsjahre des Lucius Piso und Aulus Gabinius.
Erant omnino itinera duo, quibus itineribus domo exire possent: unum per Sequanos, angustum et difficile, inter montem Iuram et flumen Rhodanum, vix qua singuli carri ducerentur, mons autem altissimus impendebat, ut facile perpauci prohibere possent; alterum per provinciam nostram, multo facilius atque expeditius, propterea quod inter fines Helvetiorum et Allobrogum, qui nuper pacati erant, Rhodanus fluit isque non nullis locis vado transitur. Extremum oppidum Allobrogum est proximumque Helvetiorum finibus Genava. Ex eo oppido pons ad Helvetios pertinet. Allobrogibus sese vel persuasuros, quod nondum bono animo in populum Romanum viderentur, existimabant vel vi coacturos ut per suos fines eos ire paterentur. Omnibus rebus ad profectionem comparatis diem dicunt, qua die ad ripam Rhodani omnes conveniant. Is dies erat a. d. V. Kal. Apr. L. Pisone, A. Gabinio consulibus.
Kapitel7:
(1) Als Caesar das gemeldet wurde, das sie durch unsere Provinz zu ziehen versuchten, beeilt er sich, von der Stadt aufzubrechen und reist, so schnell er kann, ins jenseitige Gallien und trifft in der Gegend von Genf ein.
(2) Der gesamten Provinz befiehlt er, eine möglichst große Anzahl Soldaten zu stellen - es stand im ganzen im jenseitigen Gallien nur eine Legion -, die Brücke, die bei Genf war, läßt er abbrechen.
(3) Sobald die Helvetier von seiner Ankunft benachrichtigt worden sind, schicken sie als Gesandte zu ihm die Vornehmsten ihres Stammes, in welcher Gesandtschaft Nammejus und Veroclötius die erste Stelle einnahmen, die sagen sollten, sie hätten im Sinne, ohne irgendwelche Gewalttätigkeit durch die Provinz zu ziehen, deswegen, weil sie keinen anderen Weg hätten: sie bäten darum, daß es ihnen erlaubt sei, das mit seiner Genehmigung zu tun.
(4) Weil sich Caesar erinnerte, daß von den Helvetiern der Konsul Lucius Cassius getötet und sein Heer geschlagen und unters Joch geschickt worden war, glaubte er, nicht einwilligen zu dürfen;
(5) auch glaubte er nicht, daß Leute von feindlicher Gesinnung, wenn die Gelegenheit, durch die Provinz zu ziehen, geboten sei, einer Rechtsverletzung und Gewalttat enthalten würden.
(6) Damit jedoch eine Zeit dazwischen vergehen könne, bis die Leute, die er verlangt hatte, zusammenkämen, antwortete er den Gesandten, er werde sich eine Frist zum Überlegen nehmen; wenn sie etwas wollten, sollten sie an den Iden des Aprils wiederkommen.
Caesari cum id nuntiatum esset, eos per provincia nostram iter facere conari, maturat ab urbe proficisci et quam maximis potest itineribus in Galliam ulteriorem contendit et ad Genavam pervenit. Provinciae toti quam maximum potest militum numerum imperat (erat omnino in Gallia ulteriore legio una), pontem, qui erat ad Genavam, iubet rescindi. Ubi de eius aventu Helvetii certiores facti sunt, legatos ad eum mittunt nobilissimos civitatis, cuius legationis Nammeius et Verucloetius principem locum obtinebant, qui dicerent sibi esse in animo sine ullo maleficio iter per provinciam facere, propterea quod aliud iter haberent nullum: rogare ut eius voluntate id sibi facere liceat. Caesar, quod memoria tenebat L. Cassium consulem occisum exercitumque eius ab Helvetiis pulsum et sub iugum missum, concedendum non putabat; neque homines inimico animo, data facultate per provinciam itineris faciundi, temperaturos ab iniuria et maleficio existimabat. Tamen, ut spatium intercedere posset dum milites quos imperaverat convenirent, legatis respondit diem se ad deliberandum sumpturum: si quid vellent, ad Id. April. reverterentur.
Kapitel8:
(1) Unterdessen legt er mit der Legion, die er bei sich hatte, und mit den Soldaten, die aus der Provinz zusammengekommen waren, vom Genfer See, der in die Rhone fließt bis zum Juragebirge, das das Gebiet der Sequaner von den Helvetiern trennt, eine Mauer von 19000 Doppelschritt Länge und 16 Fuß Höhe an und einen Graben davor.
(2) Nachdem dieses Werk vollendet ist, stellt er an verschiedenen Punkten Schutzpfosten auf und läßt Bastionen errichten, damit er um so leichter abwehren könne, falls sie wider seinen Willen überzusetzen versuchen sollten.
(3) Sobald der Termin, den er mit den Gesandten vereinbart hatte, gekommen ist und die Gesandten zu ihm zurückgekehrt sind, erklärt er, er könne nach Herkommen und Brauch des römischen Volkes keinem den Zug durch die Provinz erlauben, und macht klar, daß er es verhindern werde, falls sie Gewalt anzuwenden versuchen sollten.
(4) Die Helvetier, in dieser Hoffnung getäuscht, versuchten auf zusammengekoppelten Schiffen und mehreren dazu gezimmerten Flößen, andere an seichten Stellen der Rhone, wo die Tiefe des Flußes am geringsten war, bisweilen bei Tage, häufiger bei Nacht, ob sie durchbrechen könnten, wurden aber durch die Stärke der Verschanzung, den Zusammenlauf der Soldaten und die Geschosse zurückgetrieben und standen von diesem Versuch ab.
Interea ea legione quam secum habebat militibusque, qui ex provincia convenerant, a lacu Lemanno, qui in flumen Rhodanum influit, ad montem Iuram, qui fines Sequanorum ab Helvetiis dividit, milia passuum XVIIII murum in altitudinem pedum sedecim fossamque perducit. Eo opere perfecto praesidia disponit, castella communit, quo facilius, si se invito transire conentur, prohibere possit. Ubi ea dies quam constituerat cum legatis venit et legati ad eum reverterunt, negat se more et exemplo populi Romani posse iter ulli per provinciam dare et, si vim lacere conentur, prohibiturum ostendit. Helvetii ea spe deiecti navibus iunctis ratibusque compluribus factis, alii vadis Rhodani, qua minima altitudo fluminis erat, non numquam interdiu, saepius noctu si perrumpere possent conati, operis munitione et militum concursu et telis repulsi, hoc conatu destiterunt.
Kapitel9:
(1) So blieb nur der Weg durch das Land der Sequaner übrig, auf dem sie aber wegen seiner Enge gegen den Willen der Sequaner nicht ziehen konnten.
(2) Da sie diese von sich aus nicht überreden konnten, schicken sie Gesandte an den Häduer Dumnorix, um es durch seine Fürsprache von den Sequanern zu erwirken.
(3) Dumnorix besaß durch Beliebtheit und Freigiebigkeit bei den Sequanern einen sehr großen Einfluß und war den Helvetiern Freund, weil er aus diesem Staate des Orgetorix Tochter als Gattin heimgeführt hatte, aus Verlangen nach der Königsherrschaft auf Neuerungen sann und möglichst viele Stämme durch persönliche Gunstbezeichnung verpflichtet haben wollte.
(4) Daher übernimmt er die Sache und erreicht von den Sequanern, daß sie die Helvetier durch ihr Land ziehen lassen, und setzt durch, daß sie untereinander Geiseln stellen: die Sequaner, damit sie die Helvetier nicht am Marsche hindern, die Helvetier, damit sie ohne Gewalttat und Unbill hindurchziehen.
Relinquebatur una per Sequanos via, qua Sequanis invitis propter angustias ire non poterant. His cum sua sponte persuadere non possent, legatos ad Dumnorigem Haeduum mittunt, ut eo deprecatore a Sequanis impetrarent. Dumnorix gratia et largitione apud Sequanos plurimum poterat et Helvetiis erat amicus, quod ex ea civitate Orgetorigis filiam in matrimonium duxerat, et cupiditate regni adductus novis rebus studebat et quam plurimas civitates suo beneficio habere obstrictas volebat. Itaque rem suscipit et a Sequanis impetrat ut per fines suos Helvetios ire patiantur, obsidesque uti inter sese dent perficit: Sequani, ne itinere Helvetios prohibeant, Helvetii, ut sine maleficio et iniuria transeant.
Kapitel10:
(1) Caesar wird gemeldet, die Helvetier hätten im Sinne, durch die Mark der Sequaner und Häduer ins Gebiet der Santoner zu ziehen, die nicht weit vom Gebiet der Tolosaten entfernt sind, eines kriegerischen Stammes in der
Provinz.
(2) Caesar sah ein, daß es, wenn dies geschehe, mit großer Gefahr für die Provinz verbunden sein werde, daß sie mit kriegslustigen Menschen, Feinden des römischen Volkes, mit ihrem offenen und ganz besonders getreidereichem Gelände als Grenznachbarn habe.
(3) Infolgedessen stellte er diejenige Befestigung, die er hatte anlegen lassen, unter den Befehl des Legaten Titus Labienus; er selbst reist in Eile nach Italien, hebt daselbst zwei Legionen aus, führt die drei Legionen, die bei Aquileja überwintern, aus dem Winterlager heraus und beeilt sich, wo der nächste Weg ins jenseitige Gallien über die Alpen
führte, mit diesen fünf Legionen zurückzukehren.
(4) Dort versuchen die Ceutronen, Grajoceler und Caturigen nach Besetzung der Anhöhen das Heer am Weitermarsche zu hindern.
(5) Nachdem diese in mehreren Gefechten geschlagen worden sind, gelangt Caesar von Ocelum, welches die letzte Stadt der diesseitigen Provinz ist, ins Gebiet der Vocontier in der jenseitigen Provinz am siebenten Tage: von dort führt er sein Heer ins Gebiet der Allobroger, von den Allobrogern zu den Segusiavern. Diese sind außerhalb der Provinz jenseits der Rhone die ersten.
Caesari renuntiatur Helvetiis esse in animo per agrum Sequanorum et Haeduorum iter in Santonum fines facere, qui non longe a Tolosatium finibus absunt, quae civitas est in provincia. Id si fieret, intellegebat magno cum periculo provinciae futurum ut homines bellicosos, populi Romani inimicos, locis patentibus maximeque frumentariis finitimos haberet. Ob eas causas ei munitioni quam fecerat T. Labienum legatum praeficit; ipse in Italiam magnis itineribus contendit duasque ibi legiones conscribit et tres, quae circum Aquileiam hiemabant, ex hibernis educit et, qua proximum iter in ulteriorem Galliam per Alpes erat, cum his quinque legionibus ire contendit. Ibi Ceutrones et Graioceli et Caturiges locis superioribus occupatis itinere exercitum prohibere conantur. Compluribus his proeliis pulsis ab Ocelo, quod est oppidum citerioris provinciae extremum, in fines Vocontiorum ulterioris provinciae die septimo pervenit; inde in Allobrogum fines, ab Allobrogibus in Segusiavos exercitum ducit. Hi sunt extra provinciam trans Rhodanum primi.
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